Auf dem Versicherungsmarkt gilt der Satz: Ein Vertrag ist nur so gut wie seine Bedingungen.
Wer sich ausschließlich am günstigsten Preis orientiert, riskiert, dass der Vertrag im existenziellen Schadensfall nichts wert ist. Das sogenannte Bedingungswerk (die Allgemeinen Versicherungsbedingungen, AVB) bestimmt, wann und wie viel die Versicherung zahlt.
Hier sind die wichtigsten Gründe, warum die Qualität des Bedingungswerks den Preis in den Schatten stellt:
1. Die Abgrenzung: Was ist versichert und was nicht?
Die größten Preisunterschiede entstehen dadurch, dass günstige Tarife wichtige und teure Risiken ausschließen, während teurere Tarife diese einschließen:
2. Die Höhe der Entschädigung (Deckungssummen)
Die Deckungssumme gibt die maximale Leistung im Schadensfall an. Ein billiger Beitrag kann oft bedeuten, dass die Deckungssumme nicht hoch genug ist, um das tatsächliche Risiko abzudecken.
- Haftpflichtversicherung: Das Gesetz schreibt eine unbegrenzte Haftung mit dem Privatvermögen vor. Günstige Tarife bieten oft nur die Mindestdeckungssumme (z.B. 3 Mio. €). Bei einem schweren Personenschaden mit lebenslanger Rente ist dies existenzgefährdend. Gute Tarife bieten 50 Mio. € oder 100 Mio. € pauschal.
- Wohngebäudeversicherung: Fehlt der Unterversicherungsverzicht (siehe vorherige Antwort), führt eine zu niedrig angesetzte Versicherungssumme zur Kürzung der Leistung – egal wie hoch die tatsächliche Deckungssumme im Vertrag steht.
3. Service und Mehrwert-Klauseln
Das Bedingungswerk enthält auch Klauseln, die den Service und die Flexibilität des Vertrags definieren:
- Innovationsklausel: Der Vertrag passt sich automatisch an die neuesten, besten Marktbedingungen an, ohne dass Sie aktiv etwas tun müssen. Günstige Tarife haben diese Klausel nicht; der Schutz veraltet schnell.
- Schadenfall-Management: Manche Tarife beinhalten eine kostenlose Erstberatung durch einen Anwalt oder die Übernahme von Aufräum-, Abbruch- und Dekontaminationskosten in großzügiger Höhe.
- Leistungsgarantie: Einige Premiumanbieter garantieren, dass sie im Schadensfall mindestens so leisten wie der beste am Markt befindliche Tarif.
Fazit:
Der Preis ist lediglich die Eintrittskarte in den Vertrag. Das Bedingungswerk ist die eigentliche Währung. Ein vermeintlich günstiger Vertrag, der im Schadensfall die Leistung verweigert oder drastisch kürzt, wird zur größten finanziellen Belastung, die man hätte vermeiden können. Das Risiko, im entscheidenden Moment nicht versichert zu sein, ist immer teurer als eine höhere Prämie.