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Die Allgefahrendeckung (auch All-Risk-Deckung oder Unbenannte-Gefahren-Deckung) ist die umfassendste Form des Versicherungsschutzes, die erhältlich ist, und steht in direktem Gegensatz zu den Standardtarifen.

Sie verkörpert das Prinzip: Was nicht explizit ausgeschlossen ist, ist versichert.

Das Prinzip der Allgefahrendeckung

Herkömmliche Versicherungen (sogenannte Named-Perils-Deckungen) funktionieren nach dem Prinzip: „Wir zahlen nur, wenn der Schaden durch genau diese vier oder fünf genannten Gefahren (z.B. Feuer, Leitungswasser, Sturm/Hagel, Einbruch) verursacht wurde.“

Die Allgefahrendeckung dreht diesen Ansatz um:

  • Versichert ist: Jede unvorhergesehene Beschädigung oder Zerstörung der versicherten Sache – unabhängig von der Ursache.
  • Ausgeschlossen ist: Nur das, was im Vertrag ausdrücklich als Ausschluss genannt wird (z.B. Vorsatz, normale Abnutzung/Verschleiß, Schäden durch Krieg oder Kernenergie).

Vorteile und Konsequenzen

Merkmal Standardversicherung (Named Perils) Allgefahrendeckung (All-Risk)
Versicherungsumfang Begrenzt auf explizit genannte Gefahren. Deckt alle Risiken ab, die nicht ausgeschlossen sind.
„Unbenannte Gefahren“ Nicht versichert (z.B. ein Baum, der bei Windstärke 6 umfällt). Automatisch mitversichert.
Beweislast im Schadenfall Sie als Versicherungsnehmer müssen beweisen, dass der Schaden durch eine versicherte Gefahr entstanden ist. Der Versicherer muss beweisen, dass der Schaden durch einen explizit ausgeschlossenen Grund entstanden ist. (Vorteil für Sie!)
Typische Anwendung Basis- oder Kompakttarife für Hausrat, Wohngebäude, Kasko. Premium-Tarife für Hausrat, Wohngebäude, Elektronik-, Oldtimer- und Inhaltsversicherungen.

 

Praxisbeispiele für versicherte Schäden

Die Allgefahrendeckung schließt die Lücken, die in normalen Tarifen offen bleiben:

Schadensfall Standard-Wohngebäude/-Hausrat Allgefahrendeckung
Leichtsinniger Schaden Der Gärtner lehnt eine Leiter an die Fassade, die abrutscht und ein großes Loch in die Wand reißt. (Nicht Feuer, Wasser, Sturm). Zahlt.
Unbekannte Ursache Ein teures Kunstobjekt fällt plötzlich um und zerbricht, ohne dass ein äußerer Einfluss erkennbar war (kein Sturm, kein Stoß). Zahlt.
Minderwertiger Windschaden Ein Windstoß (unterhalb der versicherten Sturmstärke 8) reißt die Markise ab und beschädigt das Mauerwerk. Zahlt. (Da die Mindest-Windstärke irrelevant ist).
Böden undicht Regenwasser staut sich auf der Terrasse und dringt durch eine undichte Stelle im Boden ins Haus. (Kein versicherter Leitungswasser– oder Sturm-Schaden). Zahlt.

 

Da die Allgefahrendeckung den maximalen Schutz bietet, ist sie in der Regel mit einem Aufpreis verbunden und wird oft mit einer Selbstbeteiligung kombiniert, um die Kosten für Bagatellschäden gering zu halten. Sie ist aber die beste Antwort auf die Frage, warum das Bedingungswerk wichtiger ist als der Preis.

Versicherungsexperte Roland Richert Changed status to publish 1 Tag ago