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Die Risikoanalyse ist ein zentraler und systematischer Prozess im Risikomanagement eines Unternehmens oder im Rahmen einer Versicherungsberatung. Ihr Hauptzweck ist es, potenzielle Gefahren zu identifizieren, zu bewerten und darauf basierend geeignete Maßnahmen zur Risikobewältigung zu treffen.

Definition

Die Risikoanalyse ist die Methode, mit der die durch Risikoidentifikation ermittelten Risiken im Hinblick auf ihre mögliche Eintrittswahrscheinlichkeit und ihr erwartetes Schadensausmaß (Ereignisschwere) untersucht werden.

Sie folgt der Faustformel:

 

Ablauf einer Risikoanalyse

Der Prozess der Risikoanalyse ist typischerweise in folgende Schritte unterteilt:

  1. Risikoidentifikation:
    • Ziel: Systematische Erfassung aller potenziellen Gefahrenquellen (z.B. Brand, Diebstahl, Naturkatastrophen, Haftungsansprüche, IT-Ausfall).
    • Methoden: Checklisten, Interviews, historische Schadensdaten, Branchenstatistiken.
  2. Risikobewertung (Analyse und Evaluation):
    • Ziel: Die identifizierten Risiken werden quantifiziert und bewertet.
    • Vorgehen: Für jedes Risiko wird die Eintrittswahrscheinlichkeit (häufig, selten, unwahrscheinlich) und das Schadensausmaß (gering, mittel, existenzbedrohend) geschätzt oder berechnet. Dies geschieht oft mithilfe einer Risikomatrix.
  3. Risikobewältigung (Risikohandhabung):
    • Ziel: Entscheidung, wie mit den bewerteten Risiken umgegangen werden soll.
    • Optionen (4 T-Strategie):
      • Tragen (Akzeptieren): Das Risiko wird selbst getragen (oft bei geringer Wahrscheinlichkeit/Ausmaß).
      • Transferieren (Übertragen): Das Risiko wird auf Dritte, meist eine Versicherung, übertragen.
      • Teilen (Vermindern): Das Risiko wird durch organisatorische Maßnahmen reduziert (z.B. Selbstbeteiligung vereinbaren).
      • Terminieren (Vermeiden): Aktivitäten, die das Risiko auslösen, werden eingestellt oder geändert.
  4. Risiko-Monitoring:
    • Ziel: Überprüfung der Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen und Identifikation neuer oder veränderter Risiken. Die Analyse ist ein kontinuierlicher Prozess.

Relevanz im Versicherungsbereich

Die Risikoanalyse ist für Versicherungen und Versicherungsmakler unverzichtbar und hat zwei Hauptfunktionen:

  1. Für den Versicherer (Underwriting):
    • Sie dient als Grundlage für die Entscheidung, ob und zu welchen Konditionen ein Risiko überhaupt versichert werden kann (Annahme oder Ablehnung des Risikos).
    • Die Ergebnisse fließen direkt in die Prämienkalkulation ein: Je höher das Risiko, desto höher die erforderliche Prämie.
  2. Für den Kunden/Versicherungsnehmer:
    • Sie hilft dem Kunden (privat oder Unternehmen), seinen individuellen Absicherungsbedarf realistisch einzuschätzen („nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig versichern“).
    • Sie ermöglicht es, Risiken zu priorisieren und gezielt Maßnahmen zur Schadenverhütung (z.B. Brandschutz, Sicherheitstechnik) zu ergreifen.
Versicherungsexperte Roland Richert Changed status to publish 1 Tag ago