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Die Kalkulation von Versicherungsbeiträgen ist ein hochkomplexer Prozess, der von spezialisierten Mathematikern (Aktuaren) durchgeführt wird. Sie basiert auf dem Ziel, alle zukünftigen Ausgaben zu decken und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu sein.

Der Beitrag, den Sie zahlen (die sogenannte Bruttoprämie), setzt sich vereinfacht aus drei Hauptbestandteilen zusammen:

1. Risikoprämie (Nettorisikoprämie)

Dies ist der Kern des Beitrags und dient ausschließlich der Deckung der reinen Schadenskosten. Die Berechnung stützt sich auf versicherungsmathematische Modelle und Statistiken (Stochastik).

Ausschlaggebende Faktoren (individuelles Risiko):

Versicherungsart Einflussfaktoren auf das Risiko
Kfz-Versicherung Schadenfreiheitsklasse, Typklasse des Fahrzeugs, Regionalklasse (Wohnort), jährliche Fahrleistung, Alter des jüngsten Fahrers.
Hausrat-/Wohngebäude Versicherungssumme, Wohnort (z.B. Hochwasserzone), Bauartklasse, installierte Sicherungen (Alarmanlage, Rauchmelder).
Berufsunfähigkeit (BU) Beruf (Gefahrenklasse), Alter bei Abschluss, Gesundheitszustand (Vorerkrankungen), Höhe der versicherten Rente.
Private Krankenvers. (PKV) Alter bei Eintritt, Gesundheitszustand, Leistungsumfang (Zahn, Chefarzt, Einzelzimmer).

Das Prinzip der Risikogerechtigkeit: Je höher das individuelle Risiko, desto höher die kalkulierte Risikoprämie. Im Kollektiv finanzieren die vielen Versicherten die Schäden der wenigen.

2. Kostenanteil (Betriebskostenprämie)

Dieser Anteil deckt alle Kosten ab, die dem Versicherer durch den Betrieb entstehen:

  1. Abschluss- und Vertriebskosten: Provisionen für Makler/Vertreter, Kosten für Werbung und Vertragsabschluss.
  2. Verwaltungskosten: Gehälter, Mieten, IT-Systeme, Schadenregulierung, allgemeine Bürokosten.
  3. Sicherheitszuschläge: Ein Puffer, um unvorhergesehene Großschäden (z.B. eine große Naturkatastrophe) oder statistische Abweichungen abzufedern.

3. Sparanteil / Altersrückstellungen (Relevant in Personenvers.)

Besonders in der Privaten Krankenversicherung (PKV) und der Lebensversicherung kommt dieser Teil hinzu:

  • PKV (Altersrückstellungen): Da Krankheitskosten mit dem Alter statistisch steigen, zahlen junge Versicherte einen Überhangsbeitrag. Dieser wird nicht direkt für aktuelle Schäden verwendet, sondern zinsbringend angelegt, um die Beiträge im Alter stabil zu halten.
  • Lebensversicherung (Sparbeitrag): Bei kapitalbildenden Tarifen (Renten- oder Kapitallebensversicherung) wird ein Großteil der Prämie investiert, um das vertraglich garantierte Kapital oder die Rente anzusparen.

Zusammenfassende Formel (Bruttoprämie)

Die endgültige Prämie, die Sie zahlen, ergibt sich aus der Summe dieser Komponenten, hinzu kommt noch die Versicherungssteuer (in Deutschland aktuell für die meisten Sachversicherungen):

Der Versicherer ist gesetzlich verpflichtet, die Kalkulation so vorzunehmen, dass die dauerhafte Erfüllbarkeit aller Verpflichtungen gewährleistet ist. Die Aufsichtsbehörde (BaFin) überwacht diese Kalkulationen.

Versicherungsexperte Roland Richert Changed status to publish 1 Tag ago